Schuld war die sardische Morgensonne. Sie schien an einem Dezembertag meinem Nachbarn so sehr ins Gesicht, dass er mich von der Sonne geblendet, an der Kreuzung übersah. Ungebremst fuhr er in mein Opelchen – Totalschaden. Und so sorgte er ungewollt und vorzeitig dafür, dass ich mir ein lang ersehntes Projekt schneller als gedacht realisieren konnte: den Ausbau eines normalen Autos zum MiniCamper. Die Basis dafür stand schon länger bei Freunden ungenutzt im Hinterhof: ein 18 Jahre alter Fiat Doblò, ein Hochdach-Transporter. Mein zukünftiger Campertraum 🚐🏕️

Vom Kauf bis zur Übergabe vergehen mit der notwenigen italienischen Bürokratie ein paar Tage. Zeit, um mich im Internet von anderen DIY-Camper Projekten inspirieren zu lassen, Bilder und Ideen zu sammeln und mir ein paar Skizzen zu machen.
Das Auto: Fiat Doblo XL, BJ 2004
Die Basis für meinen MiniCamper ist ein Fiat Doblò XL. Das Auto ist eine Sonderversion des Fiat Transporters und hat ein spezielles Hochdach und eine doppelt geteilte Hecktür. Rundum verglast ist der Innenraum hell und luftig. Mit der hinteren Sitzbank bietet der Doblò gesamt 5 bis 6 Sitzplätze. Dazu zwei seitliche Schiebetüren und ein großer Laderaum. Geräumig mit fast normalen PKW–Außenmaßen: 4.253 lang und 1,83 breit. Die Hochdachversion ist mit 2,05 m etwas höher als der normale Doblò, bietet dadurch die komfortable Innenhöhe von 1,50 m! Die für mein Projekt verfügbare Ausbaufläche, ab Rückseite Fahrersitz bis zur Hecktür beträgt 1,80 m, in der Breite von Fenster zu Fenster 1,45 m.
Über dem Fahrer- und Beifahrersitz befindet sich im Dach ein großes Panoramafenster; perfekt um nachts vom zukünftigen Bett den wunderschönen sardischen Sternenhimmel zu bestaunen.
Mein Doblò hat 18 Jahre auf der Karosserie, ist ein Diesel und war mit Heckrampe, lange Jahre als Rollstuhltransporter tätig. 140.000 km hat er gelaufen, ein paar kleinere Rostflecken und Kratzer an der Karosserie. Durch die heiße sardische Sonne sind einige Gummidichtungen porös, die sind auszutauschen. Der Innenraum ist gut erhalten, ein hellgrauer Filz bedeckt die meisten Teile der Karosserie. Blau-grau sind die Sitze. Dazu hat er ganz frisch den italienischen TÜV (Collaudo) überstanden und scheint förmlich auf sein neues Leben mit mir zu warten. Ran ans Werk 😂.
Der Ausbau – Ideensammlung
Nach der Sichtung von anderen Ausbauprojekten in YouTube und div. Blogs war von Planungsphasen von drei Monaten und mehr die Sprache. Mir war klar, nee so lange brauche ich nicht. Erstens hab ich jetzt die Zeit, zweitens hab ich keine Geduld monatelang zu Planen und drittens konnte ich mir nicht vorstellen, wie über einen so kleinen Ausbau so viel Zeit vergehen konnte. Einfach und Minimal sollte alles werden. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass die Küche und der Platz für das Laptop auf die Fahrerseite gehören. Gegenüber eine Sitzbank und eine zweite Bank hinter den Beifahrersitz. Beide sind die Basis für mein 1,80 m Bett. Unter den Bänken jeweils Stauraum. Fest eingebaute Elektrik, Wasserpumpe, Licht o.ä. wollte ich ebenfalls nicht, nichts was Fehleranfällig ist und mein Camperleben kompliziert machen könnte. Back to the roots im Camping. Unkompliziert und schnell soll alles auch wieder auszubauen sein, denn für einige Hochzeiten brauche ich Platz für den Transport von Zubehör. An der Karosserie wollte ich nichts entfernen oder anbohren. Wasser nehme ich im 15-l-Kanister mit, eine alte Emaille-Schüssel wird Spül- und Waschschüssel. So hat das meine Oma schon beim Campen gemacht. Im Sommer werde ich sehen, inwiefern ich einen tragbaren Kühlschrank/Kühlbox brauche oder mitnehmen (möchte). Dann werde ich mal über das Thema Stromversorgung mit einer kleinen mobilen Solaranlage nachdenken, das hat aber erst mal keine Priorität.
Aus Alt mach Neu – nachhaltige Wiederverwertung
Über die Jahre auf Sardinien wurde mein Wohnraum immer kleiner und nach meinem Jakobsweg mein Leben minimalistischer. Ungenutzte Massivholzmöbel, Holzplatten und ein Hochzeits-Baldachin, zwei Weinkisten, div. Leisten, Kissen und Kleinkram standen seit einiger Zeit ungenutzt herum. Denen konnte ich nun ein neues Dasein verschaffen. Außerdem war da noch meine kleine Campingkiste mit Stühlen, Tisch und einem Gasherd, der im Camper seinen festen Platz bekommen konnte. Mit Holz hab ich schon immer gebastelt und deshalb ist auch der Basis-Maschinenpark vorhanden. Für den Anstrich hatte ich noch duftendes Bio-Leinöl und eine weiße Farbe auf Wasserbasis.
Mein Camperausbau
Tag 1 + 2
Anfang Januar war es so weit, konnte ich mein Auto abholen. Das Wetter war für die nächsten Tage wechselhaft angesagt: Wind, Sonnen– und Regentage im Mix.
Zuerst habe ich erst die Rücksitze ausgebaut. Die Schiene der Rollstuhlrampe war hartnäckig, die Schrauben bekam ich nicht raus, also habe ich drei Lagen Malerteppich darauf verlegt, damit die Bodenplatte aus Holz einen ebenen Untergrund hatte.






Am Ende habe ich die Ecken der Bodenplatte eine Alumiumleiste angeschraubt um sie etwas zu schützen. Danach Holzleisten auf der Platte verschraubt, die Begernzungsschiene für Regale, Möbel und Bänke.
Und dann hab ich gepuzzelt, geschaut wie ich die einzelnen Teile der Möbel und Regale so zusammenstelle, dass sie nett zusammen aussehen. Ein zwei mal hin- und hergeschoben und die Basis stand. Jetzt erneut vermessen und die passende Reisematratze und einen Toiletteneimer bestellen. ☺️



Das Wetter meinte es gut mit mir, die Schauer waren kurz und selten, ich kam gut voran.
Tag 3 bis 7
Die meiste Ausbauzeit nimmt schneiden, schleifen und einölen der alten Hölzer in Anspruch. Aber nach und nach nimmt der MiniCamper Formen an.




Nach einer Woche Ausbau waren die Küche und das Bett provisorisch einsatzbereit. Der Hund hatte einen Sitzplatz, einen Schlafplatz (Podest auf dem Beifahrersitz), meine Matratzen und der Toiletteneimer waren angekommen. Und 8 alte Futonkissen, warteten auf ihren neuen Einsatz. Der Fiat ist jetzt schon ein echter kleiner Camper.
Dann war für die nächsten 14 Tage eine Schlechtwetterfront angesagt, Zeit für einen Baustopp auf den ich keine Lust hatte und so beschloss ich eine Inselflucht mit Camping-Testfahrt. Auf nach Germany.
Uups, die Verdunkelung. Am Tag der Abfahrt fiel mir siedend heiß ein, dass ich mir noch keine Gedanken gemacht hatte, wie ich Nachts zum schlafen die Fenster verdunkele. Ich hatte noch zwei alte ISO Campingmatten, die ich mit dem Cuttermesser passend zugeschnitten und dann mit Klebeband und Magneten provisorisch in den Fenstern fixiert habe. Jetzt ein echter MiniCamper wurde gepackt und zuletzt die obligatorische Lichterkette (LED & Batterie) eingebaut.
Testfahrt mit MiniCamper in die alte Heimat
Möchtet Ihr nur über den weiteren Ausbau meines Campers lesen, überspringt die folgenden Tage. Das ist eine kleine Reise– und Erfahrungsreportage mit meinem MiniCamper.


Auf Sardinien hatte ich vor der Einschiffung noch vollgetankt, 60 L Diesel. Von Daheim bin ich dann zum Hafen nach Porto Torres und von dort mit der Nachtfähre nach Genua. Von Genua in Richtung Schweiz, durch den Gotthard-Tunnel über Zürich über Frankreich ins winterlich kalte Saarland zu einem Freund. Eine Übernachtung, Schnacken und feines Sushi essen mit Christian.
Erst kurz vor meinem Ziel in Norddeutschland, nach knapp 1.300 gefahrenen Kilometern war der erste!! Tankstopp nötig 💃🏼💃🏼
4,6 Liter auf 100/km
Saarland – Ostfriesland
Vom Saarland gehts linksrheinisch in den Norden, eine Autobahn, die ich vorher noch nie befahren hatte. Der erste Schnee liegt glitzernd auf den Höhenzügen und ich bin, typisch sardisch, mit Sommerreifen unterwegs 😳 aber die Autobahn ist frei und ich drücke mir die Daumen, dass mich keiner erwischt.






Bei der Familie in Ostfriesland campe ich vor dem Haus neben der Garage. Schietwetter, Nieselregen aber nicht wirklich kalt. Mit der aus Sardinien mitgenommenen Elektroheizung, ist der Wagen innen kuschelig warm. Meine Bettunterlage ein Island Schaffell und meine 2 Schlafsäcke halten mich nachts sehr schön warm.
Nach einer Woche mit Friesentee und Matjes und geht es weiter. Der Süden, jetzt steht Bayern auf dem Programm und die Temperaturen sinken jetzt merklich. Vom ersten Tag an sind Minusgrade angesagt, irgendwann dann sogar bis –7 Grad und Schneefall. Mein provisorischer Campingplatz ist auch hier ein Plätzchen vor der Garage meiner Freundin und für den Hund muß ich eine Jacke besorgen. Sie friert den ganzen Tag. Aber auch diese Temperaturen sind mit der vorgenannten Ausrüstung, Elektroheizung, Schaffell und 2 Schlafsäcke überhaupt kein Problem. Ich hab noch eine Bettdecke dabei, die ich bisher aber nicht gebraucht habe. Es ist immer noch kuschelig warm im Auto. Ich freu mich dass alles toll klappt.



Nach 14 Tagen in Bayern ist dann noch mehr Winter angesagt, starke Schneefälle für die nächsten Tage und ich beschließe dem Schnee davon, zurück auf die Insel zu fahren. Sonst käme ich an der Anschaffung von Winterreifen nicht vorbei. Ich starte Sonntag Richtung Bodensee Und die Schweiz, über meinen Lieblingsberg, den großen San Bernardino. Tagesziel ist ein Camperstellplatz am Südzipfel des Lago Maggiore.
Alles läuft wunderbar. Mein MiniCamper fährt wacker durch die Berge, der Verbrauch bleibt niedrig, ist jetzt aber doch etwas höher, 6,5 l sagt die Anzeige im Schnitt. Auf dem Pass des San Bernardino sind es 15 Grad minus, Die Sonne strahlt am blauen Himmel, die Straße ist schneefrei, die Stauseen zugefroren und die Landschaft präsentiert sich entzückend winterlich. Der Hund und ich brauchen ein Päuschen und fahren für ein kleines Lunch in das mit Skifahrern gespickte Dörfchen Splügen. Meine fürsorgliche Freundin Petri hat mir für die Reise einen feinen Salat und eine von ihrem Mann hausgeräucherte Forelle eingepackt. Was für ein Schmaus. Ein Tee noch und weiter geht’s in Richtung Italien, der Wärme entgegen.




Am Lago Maggiore habe ich einen ganzjährig geöffneten Camper Stellplatz gefunden. Warme Duschen, Toiletten & Strom, und für meinen Mini viel zu breite geschotterte Stellplätze. Die Anlage ist sehr gepflegt und nur ein paar Gehminuten vom Seeufer entfernt. Der Platzwart schmunzelt als ich für meinen MiniCamper einen Stellplatz erbitte und nimmt mir für die Übernachtung noch nicht mal die Hälfte der Gebühr für die großen Wohnmobile ab: 7,– Euro. Ein kleiner Spaziergang zum Sonnenuntergang an den See und zurück, gibts ein Süppchen und Tee zum Abendbrot. Mein MiniCamper steht stolz zwischen den großen Brüdern in der untergehenden Abendsonne, ach ist das alles toll.



Stellplatz: AgriCampeggio Lago Maggiore RANCO
Am nächsten Tag die letzte Etappe zum Hafen nach Genua, 203 km, 2 Stunden Fahrtzeit und mit der Fähre ab nach Hause.
Fazit meiner Tour
Ich bin wirklich glücklich mit dem Ausbau, habe nur noch ein paar Kleinigkeiten die ich ändern möchte.
- Das Auf- und Abbauen mit dem (provisorischen) Bett war wirklich umständlich, gerade bei Nieselregen. Ich werde Klappscharniere besorgen um feste Klappfüsse anzubringen.
- die Matratzen hatte ich für den Transport festgebunden und vorher noch keine wirkliche Idee wie ich die am besten unterbringen konnte. In Deutschland mit CamperSister unterwegs habe ich ein flexibles Gepäcknetz besorgt. Die Matratzen werden in Zukunft unter dem Dach festgeschnallt
- Ich brauche einen Kleiderschrank, denn Wäsche in den Bänken unterzubringen ist umständlich. Über Fahrer und Beifahrersitz werde ich ein Brett einziehen um dort meinen Kleiderschrank zu bauen
- In den Bänken ausreichend und eigentlich viel zu viel Platz. Nachdem ich auf dem Jakobsweg monatelang nur aus dem Rucksack gelebt habe, bringe ich die Bänke gar nicht voll.
- Die Isomatten als Verdunkelung waren zurecht nur Provisorium. Durch die Temperaturwechsel haben sie sich verzogen und verbeult. Ich werde mir einen speziellen Verdunkelungsstoff besorgen und neue Matten für die Fenster nähen.
- ich will ein bisschen Luxus, Makramee Vorhänge
- Weibchen SchnickSchnack: Ich will neben dem Gasherd noch ein paar kleine Körbchen anbringen. Für meine italienisch Kaffeemaschine und die Kochlöffel
- ich habe mich in einen fliessenden Traum von Seidenstoff bei Etsy verliebt, der muß her als Vorhang her.
Ausbau Tag 8 – 14
Vorgenannte Punkte habe ich nach und nach abgearbeitet. Die letzten Anstriche erledigt, den Kleiderschrank konstruiert. Gepäcknetz verschallt, Vorhänge und Stoffe bestellt und eingebaut.
Mein kleiner Camper ist bis auf ein Regal fertig. Da ich dort den Wassertank anbringen möchte, grüble ich noch über das Wie. Pazienza, Geduld. Sardiniens Frühjahr kann man dieses Jahr vergessen, es regnet viel und es ist kalt. Gerne hätte ich den Wagen für ein shooting aufgebaut, aber wie gesagt, das Wetter will nicht. Deshalb nur ein paar Schnappschüsse von zwischendurch.










Sobald hier das Frühjahr einkehrt, werde ich aktualisieren.
Ich hoffe meine kleine Erzählung hat euch so viel Spass gemacht wie mir dieses Abenteuer MiniCamper DIY Ausbau. Ich kann nur sagen probiert, experimentiert. Habt Spass uns seid kreativ. Fragt, wenn Ihr Fragen habt.
Bis bald eure Anja
Danke an 🚐🏕️
Indiefairne @ Youtube – für den Quell an Information und Inspiration – Danke ☺️
Verwendetes Werkzeug (bereits vorhanden)
- Akkuschrauber (auch als Bohrmaschine nutzbar)
- Stichsäge
- Schleifmaschine & Schleifpapier
- Holzschrauben in diversen Größen und Mengen
- 2 Böcke
- Nähmaschine
Anschaffungen
- Holz-Bodenplatte
- Aluminiumleisten für Ein- und Ausstiege
- diverse Scharniere für die Sitzbänke und die Bettklappen
- diverse Magnete um die Stoffe für die Verdunkelung am Rahmen anzubringen
- 4 Klappscharniere für die Bettfüsse
- Metallschrauben, Haken & Karabinerhaken
- 4 x 2 m BioBaumwollstoff, aus dem habe ich die Verdunkelung für die Fenster genäht
- Gepäcknetz als Matratzenlager während der Fahrt unter dem Dach angebracht
- WC Eimer mit Katzenstreu und Tüte
- Matratzen
Gesamt ca. 200,– Euro
Was noch ansteht:
- kleines VanZelt für die Seitentüre
- mobiles Solarsysystem
Fortsetzung folgt 🚐🏕️
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