Luogosanto

Na, was fällt Euch ein wenn Ihr an Sardinien denkt? Schneeweiße Strände und kristallklares blau-türkis schimmerndes Meer? Ihr habt Recht. Sardiniens Strände scheinen einem Reisekatalog für die Karibik entsprungen und ziehen Jahr für Jahr immer mehr Menschen auf die italienische Mittelmeerinsel. Aber Sardinien hat noch eine ganz andere Seite, eine Seite die nicht alle kennen, nicht alle mögen, die den wirklichen Sardinienfans aber einfach die Liebste ist. Das Inland.

Entfernt man sich von der Küste und sucht seinen Weg außerhalb der touristisch erschlossenen Gebiete zeigt Sardinien seine ganz andere Seite. Wunderbar gastfreundliche Menschen, herrliche Berg- und Hügellandschaften, Seen, Flüsse, romantische kleine Dörfer, duftende immergrüne Macchia (Mittelmeergestrüpp), Wälder, Granitgebirge und beschaulicher Alltag. All das könnt Ihr entdecken, auch in der Hochsaison.

Die meisten Sehenswürdigkeiten habe ich Euch mit einem Link zu Google Maps hinterlegt, damit Ihr die Position in Eure Reisedaten speichern könnt.


Heute möchte ich Euch eines meiner Lieblingsdörfer vorstellen. Luogosanto.

Locusantu im hiesigen Dialekt oder auf Deutsch heiliger Ort. Man sagt, das Land ist gesegnet, beständig und stark, wie der Stein auf den das Dorf gebaut ist: der Granit

321 Meter über dem Meer liegt Luogosanto, wie angeklebt an die Flanken des Monte Juanni, dem Hausberg mit seinen drei Gipfelspitzen. Etwas mehr als 1800 Einwohner stark, ist Luogosanto schon seit Jahrhunderten eines der wichtigsten Bergdörfer im Norden Sardiniens. Ausgestattet mit allen notwendigen Infrastrukturen ist man hier schon immer ziemlich unabhängig. Alles was zum täglichen Leben benötigt wird, bekommt man vor Ort.

Von imposanten Granitbergen umgeben, sind die meisten Häuser im Dorf traditionell aus Granit gebaut. Geschätzt werden althergebrachte Traditionen, gutes Essen, Natur und besinnliche Ruhe. Gastfreundschaft ist heilig. Selbst im Hochsommer, wenn es an den Küsten hektisch, unübersichtlich und quirlig wird, taucht man hier ein, in eine gemütliche und stressarme Umgebung. Fast ist spürbar, wie diese ruhige Stimmung auch die Besucher des Dorfes einnimmt.

Luogosanto ist umgeben von wunderbar schattigen und immergrünen Stein- und Korkeichenwäldern, die sich zum südlichen Inland hin über Täler und Granitberge bis nach Tempio Pausania, dem Bischofssitz in Sardiniens Norden, ziehen.

Das Meer ist nah. Vom Aussichtspunkt an der Hauptkirche der Basilika della Nostra Signora di Luogosanto kann man das blitzende Blau zwischen den Bergen erhaschen. In einigen Tälern hinter dem Dorf gibt es Ecken mit teilweise endemischer Flora und ansonsten mit der für Nordsardinien typischen Fauna. Die immergrünen Wälder sind reich an Wildtieren: Wildschweine, einige MarderartenFüchseVögelEulenFalken um nur einige zu nennen. Dazu eine bunte Vielfalt Reptilien z.B. Zauneidechsen, Schlangen (ungiftig) und die sardische Landschildkröte. Die Wälder bieten vielen dieser Tiere vom Menschen fast unberührte Rückzugsorte. Kräuter-, Vogel– und Insektenfreunde lieben Sardinien, denn sie finden hier noch Arten, die hinter den Alpen bereits seit Jahren auf der Roten Liste stehen oder bereits ausgemerzt wurden. 

135 Quadratkilometer groß ist das Gemeindegebiet des Dorfes. Den Besuchern wird viel geboten: zuallererst eine faszinierende Natur- und Tierweltsaubere Luft, bestes Essen. Wer hier urlaubt kann sich dazu vielen Freizeitaktivitäten widmen: BikenWandernBouldern oder nur gemütlich durch das Dorf bummeln, bisschen einkaufen, bisschen Eis essen. Sattsehen kann sich das Auge an herrlichen Granitformationen die rundum die Landschaft prägen und immer wieder aus dem Blätterdach der Wälder schauen. Bei klarem Wetter hat man Meersicht und selbst Korsika, die französische Nachbarinsel, scheint nur einen Katzensprung entfernt.

Auch die schönsten Strände Nordsardiniens sind schnell erreichbar. Ihr habt die Qual der Wahl, welcher Strand auf dem Programm stehen soll: die famose Costa Smeralda rund um das Jet-Set-Nest Porto Cervoan der OstküsteRena Majore oder Rena Matteo an der NordwestküstePorto Pollo im Norden zum Surfen. Alle sind von Luogosanto aus in 25 bis 35 Fahrtminuten mit dem Auto erreichbar. Und kommt man dann vom stressigen Strandtag zurück, empfängt den Gast in Luogosanto die wohlige Gastfreundschaft für das das Dorf seit Jahrhunderten bekannt ist.

Capanna delle Riunioni

Luogosanto war schon lange vor Christus Geburt besiedelt. Ein Zeugnis ist die nuraghische Versammlungshütte, die Capanna delle Riunioni auf dem Monte Casteddu (XIV – IX v. Ch.). Die Überreste von kreisförmigen Steinhütten in der Nähe, zeugen davon, dass sich sich dort um 2500 v.Ch. eine wichtige Ansiedlung befand.

San Trano und die Teufelsgrotte

23 größere und kleinere Kirchen und Landkirchlein, in deren Mauern die Gläubigen schon im Mittelalter den Segen erbaten, liegen auf dem Gemeindegebiet verstreut. Ein Highlight, die Landkirche von San Trano, in dem die Heiligen Nicola und Trano als Eremiten hausten. 

Aus dem Heiligen Land gekommen, waren sie unerschütterlich in ihrem Glauben. In Luogosanto wollten sie eine Kirche erbauen; selbst der Teufel konnte sie mit keiner Verlockung von ihrem Vorhaben abbringen und fuhr aus Zorn darüber in die Hölle hinab. Unterhalb der Kirche ist in der Grotta del Diavolo, sein Fußabdruck im Granit für immer verewigt. Wer an diesem Platz das Avemaria betet und einem alten Ritus folgt, kann das böse Auge abwehren

Der legende nach wurden von Nicola und Trano dann die ersten Mauern der Basilika von Luogosanto erbaut. Seit 2008 ist Luogosanto Cittá Mariana, ein Wallfahrtsort, gleichgestellt mit Lourdes. Alle 7 Jahre wird die heilige Tür an der Basilika geöffnet in der die Geschichte der Eremiten verewigt ist. Das alljährliche Fest zu Ehren der Madonna (7./8./9. September) mit Trachtenumzügen, vielen prächtig geschmückten Pferden, Jahrmarkt und großen Konzerten, wird dann noch einmal ein Tick größer ausgerichtet.

Überreste einer weiteren Ansiedlung sind 2 km außerhalb des Dorfes rund um die mittelalterlichen Ruinen des Castello di Baldu zu besichtigen. Die Ruine ist ein besinnlich-lauschiger Platz für Picknicks. Im Schatten der alten Eichen, lässt sich dort wunderbar entspannen. Im Mittelalter war die Burg das Zuhause des Prinzen Baldu, der mit einer deutschen Prinzessin vom Rhein verheiratet war. Oder ein weiterer Ausflug in die Vergangenheit, besichtigt doch das Castello di Balaiana, es liegt mit herrlicher Rundumsicht auf einem Hügel. Vorab sind ein paar Hundert Treppenstufen zu überwinden. 6 km vor Luogosanto, von Arzachena kommend.

Kork

In den heißen Sommermonaten kann man in den Korkeichenwäldern rund um das Dorf Zeuge werden, wie einer der härtesten Jobs der Insel getan wird. Die Strände sind jetzt voll mit Sommertouristen. Jetzt, bei Tagestemperaturen um die 40 Grad ist die Zeit gekommen, die Korkeichen zu schälen. Hochbezahlte bärenstarke Fachmänner schlitzen mit scharfen Dolchen, Äxten und gekonnten Bewegungen die begehrte Baumrinde auf und ziehen große Platten des wertvollen Naturmaterials von Hand ab. Ein falscher Schnitt und der Baum stirbt. Auch darf man nicht zu viel von der Rinde abnehmen. Dazu kommt der Kampf mit Wespen, Käfern und Ameisen, die die Rinde bewohnen und ihre Wohnstatt mit allen Mitteln gegen die Arbeiter zu verteidigen suchen. Doch nur im Hochsommer gibt es zwischen Baum und Rinde einen Luftpuffer, der es ermöglicht die Rinde abzunehmen. Im restlichen Jahr sind Baum und Rindeunzertrennlich. Die geernteten Korkplatten werden dann nach Tempio Pausania oder Calangianus in die Fabriken gekarrt, wo sie gelagert, gekocht und dann zu den Korken verarbeitet werden, die die besten Weine der Welt in ihren Flaschen versiegeln.

Hausmannskost in der Gallura

Wirklich arm war Luogosanto nie. Zeugen sind die vielen kleinen Landkirchen und dazugehörigen Ländereien, die Stazzi (typisch sardische Bauernhäuser), die rund um Luogosanto verstreut liegen. Die Besitzer der Ländereien lebten im Dorf und ließen auf dem Land ihre Pächter mit Familien für sich arbeiten. Die wichtigsten Grundnahrungsmittel für das Dorf wurden dort produziert. GetreideKäseFleischBrotGemüse. Sie sind noch heute die Basis für viele Gerichte aus der galluresisch-sardischen Landküche. Wie zum Beispiel die Zuppa Gallurese, ein Brotauflauf, der heute an jedem wichtigen Festtag auf dem Mittagstisch stehen muß. Mein Rezept zum nachkochen. Dazu ein wenig Geschichte zur Zuppa.

Die Landfeste

Wer nach dem heißen Sommer Luogosanto besucht, kann Glück haben, dass eines der Landfeste stattfindet um dort mitfeiern zu können. Gefeiert wurde und wird bis heute viel und gerne. Das Ende des Winters, das Ende des Sommers, die Ernte. Feste, deren Tradition sich bis heute erhalten hat und die abwechselnd von den Gemeindemitgliedern organisiert und an den Landkirchen gefeiert werden.
Der Aufwand ist gewaltig, aber man freut sich schon Wochen vorher auf das gesellige BeisammenseinMeterlange Bänke und Tische sind dann voll mit Menschen und Leckereien, dazu Tanz und Musik bisspät in die Nacht.

Rinder werden zu GeschnetzeltemWildschweine mit Sugo verfeinert und Spanferkel kommen an den Spies und werden im Kreis über dem offenen Feuer stundenlang gegrillt. Mehrgängig ist das Menü, fleischlastig, so wie immer. So wie seit vielen hundert Jahren und nicht wirklich das Glück veganer Mitbürger.
Dazu gibt’s Pasta mit Sugo und selbstverständlich Wasser und Wein, viel Wein. 

Die Geschichten des Dorfes und der Menschen werden dann erzählt. Geschichten um die Feste der vergangenen Jahre, Geschichten um die Neugeborenen und die Toten des Jahres und was sonst noch so interessant ist. Speis und Trank kommen für eine kleine Spende auf den Tisch. Je nach Fest bekocht das Organisationsteam auch schon mal 2500 Personen, die von überall herbeikommen. Eine Hochleistungfür die dörfliche Supply Chain

Tonnenweise werden Pasta, Tomaten, Kartoffeln, Suppengemüse, Wein, Wasser, Obst und das Fleischheranzuschaffen. Die Köche sind Hobbyköche, hoch geschätzte Gemeindemitglieder die ihren Job für das Gemeinwohl teilweise schon seit vielen Jahrzehnten machen und so zu Legenden der Gallura wurden.

Biriu zum Beispiel, ein kleiner Mann, 165 cm groß und nicht mehr der Jüngste. Er tut sich schwer, weil der Rücken so sehr schmerzt. Trotzdem, Jahr für Jahr wird er gerufen und er kommt. Kein Klagen. Biriu, der die beste Rindfleischsuppe kocht, den besten Sugo kann, dessen Geschnetzeltes butterweich im Munde zergeht, der seine 10 großen Töpfe und die Küchencrew aus Freiwilligen im Griff hat. Biriu ist bereits Legende. Seine Tochter Giacomina steht ihm seit ein paar Jahren bei und die Gemeinde sorgt sich, wenn er nicht mehr so kann. Denn für einen Abend Fest sind drei Tage Schwerstarbeit in der Küche einzuplanen. Tage die um 5 Uhr morgens beginnen und oft erst weit nach Mitternacht zu Ende sind. Das hier ist Sardinien, ein Stück echtes Sardinien.

Frühling Sommer Herbst und Winter

Im Frühjahr sind Wälder, Wiesen und Weiden rund um das Dorf ein wahres Farbspektakel. Kunterbunt von vielen Wildblumen und Kräutern die ihren herrlich intensiven Duft in die Inselwelt entlassen. Eingefleischte Sardinienfans, riechen die Insel schon, wenn sie mit der Fähre in den Hafen einfahren. Ein Duftmix aus italienischer Strohblume (Helicrysum italicum), wildem Lavendel und vielen anderen.
Der Herbst ist grün, die ersten Regenfälle lassen dazu die Edelpilze spriessen und Pilzsammler sind überall mit ihren Körben unterwegs. Die Wälder zwischen Luogosanto und Tempio sind voll mit Stein- und Edelpilzen, ein Mekka für Fans der Funghi.

Im Spätherbst reifen die dunkelblauen Mirtobeeren an ihren Sträuchern. Sie sind die Basis für den gleichnamigen Likeur der Hundertjährigen: den Mirto.  Auch der Erdbeerbaum (Corbezzolo) trägt jetzt schwer mit seinen roten stacheligen Früchten. Sie erinnern an Erdbeeren oder, wie mein kleiner Neffe meint: „an den CoronaVirus in Rot“. Neben den roten Fruchtkugeln ist gleichzeitig die Blüte des Baumes in vollem Gange. Wie Trauben aus Wein dicht and dicht, hängen sie wachsweiß bis rosa neben den roten Bällchen im Baum. Die Blüten sind ein wichtiger Teil der Winternahrung der heimischen Bienen, die daraus den begehrten, bitteren Corbezzolo Honig (Miele di Corbezzolo) herstellen.

Sehenswertes & Tipps

In der Anlage der Forstverwaltung (Forestale) Lu Sfussatu auf dem Weg nach Tempio Pausania können Besucher auf schön angelegten Pfaden, mit dem Bike oder zu Fuß die Natur und Tierwelt beobachten und aus einer Vielzahl sauberer Wasserquellen trinken. Im Park befindet sich auch eine Grotte, die als Beobachtungsposten ausgebaut wurde.

Diözesanmuseum von Luogosanto – Mein absoluter Tipp für alle Luogosanto-Besucher – das DiözesanMuseum in Luogosanto, das im ehemaligen Franziskaner Kloster beherbergt ist. Artikel in Arbeit

Eine Wasserquelle der heilbringende Eigenschaften zugesagt werden, ist die Sorgente Fonte La Filetta auf dem Weg zum Monte Canu.

Einen besonderen Ausblick in die ganze Gallura und bei gutem Wetter bis Korsika, hat man von dem Kirchlein von San Trano (Eremo di San Trano), wo die Eremiten sich niederließen. 500 Meter nach der Ortsausfahrt, Fahrtrichtung Arzachena geht es rechts ab (Beschilderung folgen). Hier hausten die vorgenannten Eremiten zu deren Ehre dort ebenfalls zwei Heiligenfiguren aufgestellt sind. Das Kirchlein liegt auf einem Granithügel. 

Ein Muss ist die Besichtigung der Olivastri Millenari, 4000 Jahre alte Baumriesen am Lago di Liscia. Fährt man über den Monte Canu Richtung Aggius, kommt man hinter Luogosanto in das Tal des Stausees des Lago Liscia. Dort herrscht ein ganz besonderes Mikroklima. Mehrere um die 4000 Jahre alte Baumriesen gelten als die ältesten Olivenbäume Europas. Unter dem Blätterdach des Ältesten lernt man Ehrfurcht.

Essen in Luogosanto

Ristorante Pizzeria da Tommy, Via Cristoforo Colombo 9, Pasta, Pizza (Abends), Fisch & Fleisch, täglich 12.00 – 15.00 / 19.00 – 23.00, Donnerstag Ruhetag. Tommy, seine Frau und seine Kinder bewirten Euch mit Leckerschmeckergarantie.

Ristorante Girasole, Via S. Trano 31, tolle Pasta & Pizza (Abends), Fisch & Fleisch, täglich 12.30 – 14.30 / 19.00 – 23.30 

Tolles Eis, super Hähnchen, Pizza und süsses Gebäck zum Mitnehmen in der Rosticceria von Adriana und und Pasquale Lu Mulinu, Via San Trano 11

6 km außerhalb – bei Matteo und Laura im Agriturismo/Landhotel Quercia della Gallura typisch sardisch essen & schlafen, Reservierung notwendig – www.querciadellagallura.com

Übernachten in Luogosanto

im Dorfkern – bei Fabrizio und seiner Familie im Drei Sterne Hotel & Restaurant San Trano in der Via Caprera 19, von Apr. bis Okt.– www.hotelsantrano.it

2 km außerhalb – bei Pierfranco, Francesca,  & Gianna im Agriturismo Vaddidulimu in der Ansiedlung Vaddidulimu (Fahrtrichtung Aglientu), ganzjährig geöffnet B&B 40,– Euro pro Übernachtung / HP 60,– Euro Reservieren: dongu1@virgilio.it

6 km außerhalb, Fahrtrichtung Arzachena – das ausgebaute Heuhaus von Eugenie für 1 – 2 Personen

6 km außerhalb – bei Matteo und Laura im Agriturismo/Landhotel Quercia della Gallura, ganzjährig, ab 35,– Euro B&B www.querciadellagallura.com

8 km außerhalb, total tolle Berglage, – im Agriturismo Canu von Antonello und seiner Familie – www.agriturismo-canu.com 

Einkaufen in Luogosanto

#Sardinientipp Kräuter, Tees, Salben einkaufen- bei DER Kräuterfrau Sardiniens, Patrizia, in ihrer Erboristeria, 5 km außerhalb des Dorfes gelegen (Fahrtrichtung Arzachena), pflanzt, hegt und pflegt sie nicht nur viele Heilpflanzen selber, sonder mixt Euch Tees und Aufgüsse für allerlei Zipperlein von Hand, stellt dazu Salben und Kräutermixturen selber her. Erboristeria Officinale Lu Capruleddu, Loc. Capruleddu, I-07020 Luogosanto

#Sardinientipp Käse und Wurst einkaufen– Der sardische Pecorino-Käse für den die Schafe des Agriturismo Canu ganzjährig auf der Weide frei grasen um hervorragende Milch zu liefern ist famos und ganz bestimmt ein besonderer Leckerbissen. Bei Daniela und Pino könnt Ihr ihn von Frühjahr bis Herbst in der Verkaufsstelle Pastores in Arzachena erstehen. Der Weg lohnt sich.

#Sardinientipp Blumen und Geschenke, tolle Blumenkompositionen holen wir uns für unsere Hochzeiten im Blumenladen bei Anna in der Via San Trano . In ihrem Laden duftet es herrlich. Neben Blumen gibt es eine Auswahl netter Geschenkideen und Kerzen. 

#Hoch zu Ross in Luogosanto Auf tollen Pferden die wunderbaren Stein- und Korkeichenwälder erkunden. Bei Valeria und dem Centro Equestre Royal Dream

#Wein testen in Luogosanto #Piero Mancini

In den 60er Jahren entschloss sich der Zahnarzt Piero Mancini Wein anzubauen. Eine gute Entscheidung, denn heute dürfen wir sein fantastischen Weine in Luogosanto testen. Das Weingut befindet sich ca. 4 km außerhalb Luogosanto in Fahrtrichtung Arzachena. Ein wunderbarer Stazzu, top restauriert ist heute eine exquisite Location. Derzeit können leider nur Tastings für Gruppen ab 20 Personen angeboten werden. 

Mein Fazit

Luogosantos unberührte, unvergleichliche Natur, nette Einwohner und Gastgeber, tolle kulinarische Spezialitäten und nicht zuletzt die abwechslungsreiche Landschaft, macht dieses nette sardische Dorf zu einem meiner Lieblingsorte auf Sardinien. Ganz besonders Naturliebhaber, Radler und Wanderer finden hier tolle Möglichkeiten um ein Stück ursprüngliches Sardinien auf eigene Faust zu erkunden. Ganz besonders möchte ich Luogosanto denjenigen empfehlen, die die Insel auch mal außerhalb der üblichen Touristenzeiten entdecken möchten. Sardinien ist einfach nur toll im Herbst, Winter und Frühjahr. Einige Unterkünfte sind geheizt und ganzjährig geöffnet und last but not least, gerade in Coronazeiten lässt sich mit so viel Platz ganz wunderbar und ziemlich Maskenfrei eine tolle Zeit verbringen. Ich wünsche Euch eine tolle Reise.

Fotos: Comune Luogosanto, Anja Liebert, Daniele Fontana

Viel Spass bei Eurem Aufenthalt. Weitere Fragen? einfach fragen..


La Suppa! Die Zuppa Gallurese oder Zuppa Cuata

Kalt, usselig und Lust auf ein bisschen Sardinien? Holt euch die Insel nach Hause in die Küche. Die meisten Zutaten für diesen reichhaltigen, wärmenden Brotauflauf habt Ihr bestimmt im Haus. Wir machen Zuppa Gallurese oder Zuppa Cuata. Auch wenn der Name daran erinnert, die Zuppa hat nur wenig mit Suppe zu tun und Fans von Diäten sollten sie meiden. Denn die Zuppa ist dann gelungen, wenn sich der Käse in langen Fäden von der Gabel zieht.

Geht es um’s Essen oder um den Wein, hat jede Region in Italien ihr traditionelles Gericht, mit dem sie sich geschichtlich identifiziert. Da sind die Tortellini in Emilia, das Pesto in Ligurien, die Orecchiette in Apulien oder das mythische kiloschwere Florentiner Steak in der Toskana – nicht zu vergessen die Pizza in Neapel.

Für die Gallura, Sardiniens Norden, ist es ohne Zweifel die Zuppa Gallurese, die Geschichte schrieb.

Im Hinblick auf Kalorien und Verdaulichkeit der Zuppa, sei anzumerken, dass der Cholesteringehalt des Auflaufes – in Massen genossen – eine wahrhaft tödliche Waffe ist 😀

Um den „Schaden“ so gering wie möglich zu halten, genieße ich die Zuppa als Hauptmahlzeit mit einem schönen grünen Salat.

🥬🥗🥬🥗

Das Rezept für 4 – 6 Personen

Für die Suppe:

  • etwa 2 Kilo Suppenfleisch vom Rind, vom ausgewachsenen Tier (wir nehmen Fleisch von unserem Metzger aus dem Dorf oder Bio Fleisch aus der Region)
  • ALTERNATIVE 1 –  Fleischmix 1 kg Rind, 1 Kg Schwein und 500 Gramm Lamm oder Ziege
  • ALTERNATIVE 2 Vegetarisch – 2 Kg gemischtes Suppengemüse
  • zwei bis drei frische Tomaten / lecker sind auch getrocknete Tomaten
  • Eine große Zwiebel
  • zwei bis drei Karotten
  • zwei Stangen Staudensellerie
  • Basilikum und Petersilie nach Geschmack
  • Salz zum Abschmecken

dann:

  • 750 Gramm altbackenes Weißbrot möglichst Hartweizenmehl oder -gries (einfaches Rezept für Sardisches Brot folgt)
  • 750 Gramm Kuhmilchkäse (wenig gesalzen) Peretta (sardischer „Beutel“Käse, junger Gouda geht als Alternative) / wer es deftiger mag mischt mit Pecorino (sardischem Schafskäse)

Nach dem Originalrezept wird aus 500 Gramm Hartweizenmehl und -gries zwei Laibe Brot gebacken, dass für drei Tage an die Seite gestellt wird (Anm. Rezept folgt schnellstmöglich)

Gemüse putzen, waschen und grob Zerteilen (ich lasse immer alles ganz). Fleisch abwaschen.
Die Zwiebel halbieren und in einem großen Suppentopf in ein wenig Olivenöl scharf  anbraten. Danach das Fleisch und das restliche Gemüse zugeben und mit 2,5 Liter kaltem Wasser aufgießen. Ein kleines Glas Weisswein gebe ich ich noch dazu.

Auf höchster Stufe aufkochen, danach auf kleinster Flamme im offenen Topf 2 Stunden langsam köcheln und reduzieren lassen. Immer wieder den Schaum abschöpfen. Wenn die Flüssigkeit zu sehr einkocht, noch etwas Wasser nachgiessen.

Ist die Suppe fertig, nehmt Ihr das Fleisch heraus und stellt es zur Seite. Die Suppe wird noch abgeschmeckt, das Gemüse herausgenommen, gesiebt und geklärt (wenn gewünscht). Etwas abkühlen lassen.

TIPP: Das Suppenfleisch wird vom Knochen gelöst, in mundgerechte Stücke geschnitten und mit frischen Tomaten, Zwiebeln, Oliven, Olivenöl und Essig zu einem feinen Salat gezaubert.

So geht es weiter:

Das Brot nun in feine Scheiben schneiden. Den Käse grob reiben.

Eine Auflaufform mit weißem Speck oder Olivenöl ausstreichen.
Darauf eine Schicht Brotscheiben legen und diese mit dem geriebenen Käse bestreuen. Danach noch etwas gehackte Petersilie und wer mag auch ein bisschen Pfeffer.
Schicht für Schicht weitermachen bis alle Zutaten verbraucht sind.

Nun einige Schöpflöffel Suppenbrühe vorsichtig auf das geschichtete Brot giessen. Die Zuppa an einigen Stellen mit der Gabel einstechen und etwas abwarten, dass sich die Brühe gut verteilt und komplett in das Brot einzieht.

Bei Bedarf noch Brühe nachgießen, Vorsicht – das Brot soll gut durchgezogen sein aber nicht in Brühe schwimmen – sonst wird das Ergebnis zu pappig.

Zu allerletzt noch etwas Käse auf die oberste Schicht und ab in den Ofen. Wer keinen Holzofen am Haus hat, kann alternativ selbstverständlich einen e-Herd oder Gasherd nutzen.

So lange backen, bis Oberfläche der Zuppa eine schöne goldgelbe Kruste hat.

180 Grad ca. 45 Minuten bis 1 Stunde

Aus dem Ofen nehmen, einige Minuten abkühlen lassen und servieren. Dazu ein frischer grüner knackiger Salat, der ganz einfach nur mit Öl und Zitronensaft angemacht ist.

Dazu empfehle ich folgende Weine:
Rotwein IGT Colli di Limbara
auch ein Weißwein einen Vermentino aus der Gallura (wir lieben Funtanaliras oder Stellato)


Buon Appetito – viel Spaß beim Nachkochen und Genießen.. Wie immer, bei Fragen einfach fragen..

Eure Anja


Geschichte der Zuppa

Von den Galluresern liebevoll und einfach „la zuppa“ genannt könnte sie uns heute, sofern sie ein Buch wäre eine lange Geschichte über ihre Entstehung berichten.

Sie würde uns erzählen, von der Gallura, von ihren Menschen und dem Leben im Mikrokosmos der antiken Stazzi, den galluresischen Bauernhäusern oder Ländereien.

Die Stazzi

entstanden Ende des 16 Anfang des 17 Jahrhunderts. Erste korsische Einwanderer, vermittelten den Sarden die Bauweise der einfachen Behausungen, die schlicht, einfach und rechteckig waren und meist nur aus zwei Räumen bestanden, umgeben von kleineren Einfriedungen für das Vieh. Wurde die Familie der Bewohner größer, wurde einfach ein Raum angebaut. Stets aber im einfachen Stil.

Hart aber fast autark war das Leben in den Stazzi. Außerhalb der ersten Dorfansiedlungen lebten dort die Landbesitzer und/oder ihre Hirten, betrieben Land- und Viehwirtschaft, versorgten so die ersten Dörfer mit Lebensmitteln und setzten damals den Grundstein für eine Kultur & Landschaft die bis heute die Gallura prägt.

Die Zuppa erzählt

Würde die Zuppa erzählen können, würde sie uns erzählen, von alten Hartweizensorten wie dem Tricu Ruiu, dessen Weizengries die Grundlage für das von der Hausfrau im Ofen, dem Lu Furru, zubereitete Brot war. Viele traditionelle Gerichte, die heute praktisch komplett von Bildfläche verschwunden sind, wurden daraus gemacht..

Oder von den alten Haustierrassen, die resistent gegen Dürre und durchaus zufrieden mit dem mageren kargen Weiden waren und sich von dem ernährten, was sie darauf finden konnten.
Mager, aber reich Biodiversität die mit verschiedensten Pflanzen und Kräutern, der Milch und dem Fleisch ein besonderes Aroma verliehen. Nur noch wenige Landwirte hier haben einige dieser wunderbaren Tiere.

Weiter zum Ofenholz, das täglich zusammengetragen werden musste, das aus Obst und Macchia-Gehölzen, wie Corbezzolo oder Wacholder bestand und in dessen Rauch, mit Düften und Aromen erfüllt, den im Ofen zubereiteten Speisen ein besonderes Aroma übertrugen.

Ach ja, der Ofen, Lu Furru, der wichtigste Teil der Küche des sardischen Stazzu. Er verlieh der ersten Zuppa mit seiner sanften Wärme zusammen mit dem Holz der Macchia eine besondere Würze.

Ein Hoch auf die Bauersfrau

welche die Erste war, die entdeckte das altbackenes Brot, in einer guten FleischBrühe eingeweicht so gut wurde. Leider ist ihr Name nicht überliefert.
Was sie dazu anhielt, das alte Brot in Scheiben zu schneiden, es in eine Auflaufform, mit Schweineschwarte gefettet, zu schichten und mit Käse und Kräutern zu verfeinern und dann die Brühe aufzugiessen? Wir wissen es nicht.
Wie hat die gute Frau entdeckt, dass ein ein frischer Käse aus Kuhmilch „pischieddha“ so feine Fäden „filasse“ zieht, wenn er durchgebacken wird oder was die richtige Hitze im Ofen ist die zulässt, das sich eine feine überaus leckere Kruste bildet.

Im Laufe der Jahrhunderte lud die Entdeckung der Zuppa auf jeden Fall andere Frauen dazu ein, ihren Beitrag und Kreativität in das Gericht zu setzen, es zu verändern, verbessern oder zu bereichern.
Einige haben weitere Gewürze zugesetzt, andere haben versucht, eine gute Soße aus frischen Tomaten hinzuzufügen. Eine Variante, die sich nach und nach in den Gebieten von von Arzachena, Aglientu, Trinita di Agultu durchsetzte.

Die Zuppa spielt noch heute in den Küchen der galluresischen Hausfrauen eine wesentliche Rolle und ist auf geselligen Zusammenkünften der Galluresi „Spuntini“ und Hochzeiten Pflicht.

Jedoch scheint sich teilweise eine Massenproduktion einzuleiten, in manchen Restaurants oder Agriturismi in Aluschalen respektlos eingefroren, mit Fertigwürze gewürzt und auf Kosten der Frische, Intensität der Aromen im Ofen wieder aufgetaut – kaum mehr nutzt einer heute noch den guten echten, alten Backofen.

Bilder: privat & Comune Luogosanto


Nordsardinien – die Gallura

Gallura


Glitzendblaues Meer, bizarre Granitstein-Kulissen, immergrüne Macchia, schroffe Berge, sanfte Hügel, ein Himmel so blau und eine Sonne so strahlend, dass es scheint, als herrsche ein ewiger Sommer über dieser wunderbaren Gegend 🤍

In fast allen Sardinien-Reiseführern, ob online oder als Druckwerk, ist die Gallura als eines der schönsten Reisegebiete Sardiniens anpriesen und der Meinung kann ich mich auch nur anschließen.

Der gesamte nord-östliche Teil der Insel ist ein wahres Naturschauspiel. Eingerahmt von unzähligen Stränden und Strändchen mit türkisfarbenem Meer, von bizarren Granitstein-Kulissen, immergrünen Korkeichewäldern auf sanften, immer höher steigenden Hügeln, Gebirgszügen und fantastischen Felsformationen aus Granit.

Keine sardische Landschaft ist abwechslungsreicher als die Gallura, nirgends sind die Farben ausgeprägter und die Wasserqualität des Meeres besser als im Norden der Insel.

Luogosanto

Locusantu im hiesigen Dialekt oder auf Deutsch heiliger Ort. Man sagt, das Land ist gesegnet, beständig und stark, wie der Stein auf den das Dorf gebaut ist: der Granit. 321 Meter über dem Meer liegt Luogosanto, wie angeklebt an die Flanken des Monte Juanni, dem Hausberg mit seinen drei Gipfelspitzen. Etwas mehr als 1800 Einwohner stark, ist Luogosanto schon seit Jahrhunderten eines der wichtigsten Bergdörfer im Norden Sardiniens. weiterlesen

In Vorbereitung:

  • von Olbia bis Golfo Aranci
  • Costa Smeralda
  • von Baia Sardinia über Cannigione nach Palau
  • La Maddalena, Caprera
  • von Palau über Porto Pollo, Porto Pozzo bis Santa Teresa Gallura
  • Capo Testa
  • Rena Majore, Costa Paradiso bis Badesi und Valledoria

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