Deutschland, Ostfriesland

August 2021, Sardinien ist voll, viel zu voll dieses Jahr. Es scheint als wäre die ganze Welt unterwegs, um sich auf Sardinien in den Ferien zu vereinen. Die Fähren die morgens in Olbia landen, haben bis unter das Schiffsdach frische Touristen an Bord. Wie Sardinen, quellen und schwappen sie aus den Schiffsrümpfen in die Straßen. Die Strände meiner Lieblingsinsel sind über und über besetzt, mit Menschen, Sonnenschirmen, Liegen und Badehandtüchern. Jeder Quadratzentimeter wird genutzt, ein Handtuch neben dem anderen. Ich flüchte: nach Ostfriesland.

Wieder ist es Hochsaison und wieder ist es schrecklich. Auf dem ansonsten traumhaft sauberen Meerwasser, an den schönen ex-sauberen Stränden an der Costa Smeralda, schwimmt jetzt ein öliger Film. Ein Mix aus Sonnencreme, Bootsöl und dem Abwasser der Superyachten, die eine neben der anderen in den Buchten parken. Die Läden sind voll mit lauten, badebeschlappten Menschen in knapper Strandkleidung. Auf den Straßen kloppen sich Touristen um den besten Platz im Stau. Ein unglaublicher fast unbeschreiblicher Horror für all diejenigen, die das besonnene Inselleben des restlichen Jahres kennen und lieben. Ich kann, will und muß das nicht haben.

Sardinien ist und war im August schon immer Ausnahmezustand. Teils verständlich, denn die Italiener haben nun einmal nur im August die Möglichkeit den wohlverdienten Jahresurlaub zu nehmen. Aber rund um den 15. August – Ferragosto – ist endgültig Schluss mit „Piano Piano“, denn da ist alles zu: Behörden, Schulen, Unternehmen. Ist es im August immer schon voll gewesen, seit Corona wird es noch voller. Schon im Juli hat sich das angebahnt, so viele Menschen mehr als sonst. Ich wage mich noch nicht einmal mehr an den Strand, der ist ein bisschen eklig gerade, schmutzig und laut. Mitte August gebe ich auf, ich ertrage das nicht mehr, packe mein Auto, den Hund, drücke die Cats meiner herzallerliebsten Nachbarin zur Verpflegung auf’s Auge und mache mich auf den Weg in die alte Heimat. Good old Germany – Sardinia to Ostfriesland. Nie zog es mich mehr zurück. Jetzt ist die Zeit, die Familie zu besuchen, Matjes essen, überhaupt gutes Deutsches Zeug essen, im grünen Gras im Regen stehen, alles in der Hoffnung auf weniger Menschen.

Mein Reisebericht

Ich nehme die Nachtfähre von Olbia nach Genua. Am nächsten Tag dann weiter Richtung Schweiz und immer weiter hinauf Richtung Norden. Von Genua in Richtung Schweiz läuft alles gut an. In zweieinhalb Stunden, vorbei an Mailand erreichen wir die Grenze. Doch statt hier dem klugen Rat meiner Freundin Bärbel zu folgen und die Route über den San Bernardino zu nehmen (etwas länger), fahre ich Richtung Gotthard Tunnel. Fehler, Fehler, Fehler, wie doof von mir, denn statt der gemütlichen Fahrt durch imposante Berge, zwischen Wasserfällen und klaren Bergfüssen, beglücken die Eidgenossen die Durchfahrenden zuerst mit 40 Euro Autobahngebühr und im Anschluß mit Pausen, Zwangspausen. Denn in Richtung Gotthard gibt es alle paar Kilometer Ampeln auf der Autobahn, ja Ampeln!! So wird der bis dahin flüssig laufende Verkehr erst zähfliessend, um wenig später ganz zum Stillstand zu kommen. Stau, immer wieder Stau vor irgendeiner Ampel, auf der gesamten Strecke bis hinter den Tunnel. Unter heißer Schweizer Sonne benötigen wir so für 270 Fahrtkilometer ziemlich genau 6 Stunden. In Zukunft höre ich auf Bärbel.

Dann irgendwann sind wir doch in Deutschland. Haben sehr viel Zeit verloren, können aber jetzt ein wenig aufholen. Bis Mönchengladbach zur kleinen Schwester geht es heute. Pause und morgen dann weiter.

Moers

Nach einer guten Nacht geht es erst mal nach Moers. Als Kind war ich oft in Moers. Mit den Großeltern bei einer Tante in ihrer stillen Wohnung zu Kaffee und Kuchen. Moers hatte ich wohl deshalb irgendwie Trist in Erinnerung. Kleine geduckte graue Häuser, eine kleine Wohnung in der die Wanduhr langsam tickte, in der die Nachmittage nie vergingen weil die Zeit stillzustehen schien. Die Stadt habe ich damals nie gesehen.

Auf meiner Weiterreise in den hohen Norden, der nächste Familiengruß bei meiner Cousine und Moers überrascht mich: das Städtchen ist wirklich nett, hat eine zuckersüße Innenstadt. Eine nette Piazza, niedliche Geschäfte, schön renovierte Häuser und dann eben noch diese irische Bar. Neben einer tollen Speisekarte probiere ich heute das erste mal Fish und Chips. Lecker. Der Fisch ist superfrisch, die Chips knackig, die Saucen allerfeinst. Eine tolle Überraschung. Gestärkt gehts weiter in den Norden.

Tipp ➡️ The Fiddlers Irish Pub, Kastell 1, Moers

Westoverledigen

Kennt hier sonstnochwer Westoverledigen? Die Gemeinde steht als nächste Etappe auf meinem Reiseprogramm. Hoch im Norden, fast an der Nordsee und mein Ziel für ein paar Tage Auszeit. Ich freue mich, denn viele Jahre sind ins Land gegangen, seit ich Tanten und Onkels, Cousinen und Cousins das letzte Mal gesehen habe.

Westoverledingen ist eine kleine, knapp 22.000 Einwohner starke Gemeinde zwischen Leer und Papenburg im platten Land, Ostfriesland. Im Westen begrenzt vom Fluss Ems und im Norden von der Leda sind wir hier eine knappe halbe Stunde vom Meer, der Nordsee weg. Ich mochte schon als Kind hier alles. Hübsche rote Backsteinhäuser, viel Land um alten Bauernhäuschen, die klein und geduckt einen sehr gemütlichen Eindruck machen. Vor 22 Jahren war ich das letzte mal hier und viele neue Häuser sind dazugekommen. Trotzdem ist es immer noch gemütlich und ruhig. So sehr genieße ich das, das sattgrüne Land, seine gepflasterten schnurgeraden Alleen und Rehe, die frühmorgens von einem Feld ins nächste wechseln. Das Wetter ist Göttlich, die ersten Tage echtes friesisches Schietwetter: Nieselregen, Wolken aber um die 20 Grad. Nach so vielen Jahren unter heißer Mittelmeersonne ist das eine tolle Abwechslung.

Mein Programm für die nächsten Tage klein, knackig und schwerpunktmäßig auch langvermisste Leckereien ausgelegt: Frischer Matjes mit Zwiebeln, Fisch überhaupt, Krabben, Frikadellen & Hausmannskost bei Lukkies. Ach ja, das Meer sehen auch.

Greetsiel – Tag 2

Der Tag ist wolkenverhangen und ein feiner Regen nieselt ab und an aus den grauen Wolken. Der erste Ausflug ist Pflichtprogramm, die Nordsee muß es sein. Wir fahren in das malerische Städtchen Greetsiel. Das Wetter hat nicht viele verschreckt. Es ist ziemlich viel los (aber kein Vergleich mit Sardinien), Menschen, Hunde, Camper und Kinder die im Bollerwagen durch die Gassen gezogen werden. Kleine und große Backsteinhäuser und Häuschen aus dem 18. Jahrhundert, alles total entzückend. Bunte Fischerboote im Hafen, Eisdielen, Restaurants, Mitbringselshops, Bars und Kneipen an der Promenade auf der Menschen Richtung Deich flanieren oder radeln.

Tipp ➡️ fangfrischer und geräucherter Fisch, frisch gepulte Nordseekrabben: Fischverkauf & Verköstigung Fischrestaurant de Beer etwas außerhalb von Greetsiel.

Norddeich – Tag 3

Noch mehr Meer am nächsten Tag. Ich wollte Watt und ein mal wieder im Wattschlamm stehen, die Ebbe sehen. Aber wir sind zu spät dran. Als wir in Norddeich ankommen ist mit uns auch die Flut aufgelaufen. Hier gehen jetzt die Fähren nach Norderney und so sind auch hier wieder einiges los. Die Promenade wird derzeit renoviert und scheint nett zu werden. So schließen uns dem Strom der Touristen in Laufrichtung an und folgen der Strandpromenade, die wenig Strand dafür mehr Beton hat. Schade, aber die Nordsee ist wild und das Land von der Natur geborgt. Der Küstenschutz für die Menschen hier wichtig. Am Ende finde ich doch noch ein kleines Stückchen Watt für mich. Schuhe aus und rein. Beim nächsten mal, im nächsten Jahr steht eine Wattwanderung auf dem Programm, für meine Bucket List.

Bei Kaffee und Kakao genießen wir dann noch das Treiben der Menschen, die dunklen Wolken, die Möwen und das Wetter im Haus des Gastes.

Papenburg – Tag 5

Am vierten Tag lässt sich nun auch in Ostfriesland wieder mal die Sonne blicken. Wir radeln heute. Ostfriesland ist Land der Fahrräder, unübersehbar. Fast alles radelt, ohne und mit e-Unterstützung. Fahrradwege gibts überall. Von Westoverledingen fahren wir durch Felder, Alleen, Wiesen, Parks und Wälder Papenburg entgegen, mein Cousin führt zackig unsere Truppe an, ich verliere die Orientierung. Bei der bekannten Meyer Werft, bin ich wieder dabei.

Die Meyer Werft ist, mitten im Land, eigenartigerweise eine der großen Schiffswerften der Welt. Werden dort, nach monatelanger Bauzeit die fertigen Ozeanriesen über die Ems in das Meer überführt, gibts Konzert und viel TamTam und viel Spektakel. Tausende Besucher stehen dann auf dem Deich am Fluss und bestaunen die Zentimeterarbeit von Kapitän und Begleitbooten. Mit Kussmund und blauen Augen steht jetzt die, die fast fertige Aida Cosma in der Werft und wartet auf ihre erste Kreuzfahrt in eines der Meere dieser Welt. Für Besucher gibt es interessante Werftbesichtigungen, die Termine könnten auf der Internetseite gebucht werden.

Werftbesichtigung, Info’s und Überführungsdaten findet Ihr auf der Webseite der Meyer Werft

Für uns gehts weiter mit dem Rad, bis zum Weiher des Stadtparks von Papenburg. In der Sonne genießen wir ein alkoholfreies Radler und beobachten Menschen und Wasservögel.

Abends gibt es Krabbensalat aus Nordseekrabben, die eigentlich keine Krabben, sondern Garnelen sind (hier darf man sie aber so nennen). Der Salat, made by Lukki ist lecker lecker und schmeckt wie früher. Viele Tausend Tonnen Krabben werden jährlich aus der Nordsee gefischt und noch an Bord der Kutter gekocht. Die meisten gehen danach zur Weiterverarbeitung (das pulen, also dem schälen) ins Ausland um wieder importiert zu werden. Was für ein heilloser Quatsch aber keiner will den Job mehr tun. Wir achten darauf, uns in der Heimat gepulte Krabben zu besorgen.

Tja, Tag 6 nun geht’s zurück für mich. Deshalb schließe ich hier meinen kleinen Bericht. Ich bin mir sicher, dass ich den sardischen August im nächsten Jahr auf jeden Fall woanders verbringe und Westoverledingen in Ostfriesland ist eine Etappe für meine Sommerpause von Sardinien.

Ich wünsch Euch was..

Eure Anja

Noch ein paar Tipps zum Radeln in Ostfriesland.

Radfahren in Ostfriesland

Ostfriesland hat auf über 3.500 km ein tolles Radwegenetz ausgearbeitet. Fünf Themenrouten laden zu Mehrtagestouren ein.

  • Ammerlandroute
  • Deutsche Fehnroute 
  • Friesenroute Rad up Pad 
  • Internationale Dollard Route 
  • Tour de Fries

Die Mehrtages oder auch Tagestouren könnt Ihr auf der Seite Ostfriesland.travel downloaden, oder ausarbeiten. Auch gibt es dort eine App, die Euch durch das platte Land führt. Wer es lieber auf Papier mag, kann beim ADFC eine Tourenkarte ordern.

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Sommer, Sonne & tödliche Badefreuden – Sicherheit an Sardiniens Küsten 🌊☀️

Der Sommer ist da, und Sardiniens traumhafte Küsten füllen sich mit tausenden Touristen, die ihre wohlverdienten Ferien genießen. Doch leider bringen die heißen Monate auch eine dunkle Seite mit sich: tödliche Badeunfälle, die jedes Jahr aufs Neue die Badesaison überschatten.

Sardinien: Baden mit Bedacht – Gefahren erkennen und vermeiden 🌊🚩

Am Strand von Rena Matteo in der Gemeinde Aglientu erinnert ein großes Schild daran: „Baden verboten.“ Hier ist nur das Sonnenbaden erlaubt – ein Hinweis, den man ernst nehmen sollte. So einladend das glasklare Meer Sardiniens auch aussieht, ist es wichtig zu wissen, dass die meisten Strände der Insel keine Rettungsschwimmer haben. Offiziell ist das Baden an vielen Stränden daher untersagt. Die Haftung liegt beim Badegast.


Gefährliche Strömungen: Eine unterschätzte Gefahr

An windigen Tagen und bei hohem Wellengang entstehen an Sardiniens Stränden sogenannte Rip-Strömungen (auch Brandungsrückströmungen oder Rip Tides genannt). Diese unsichtbaren Unterströmungen bilden sich, wenn Wasser durch Wellen an Land gespült wird und durch schmale Engstellen, wie Sandbänke oder Felsen, mit hoher Geschwindigkeit zurück ins Meer fließt.

Das Problem:

  • Die Fließgeschwindigkeit dieser Strömungen kann so stark sein, dass sie sogar erwachsene, kräftige Personen von den Füßen reißen.
  • Schwimmer werden plötzlich und unbemerkt vom Ufer weg ins offene Meer gezogen.
  • Besonders gefährlich ist diese Situation für Kinder oder ungeübte Schwimmer.

So erkennt und meidet ihr Rip-Strömungen:

  • Eine ruhige Wasseroberfläche zwischen Bereichen mit Wellengang kann ein Anzeichen sein.
  • Schäumendes Wasser, das ins Meer zurückströmt, weist auf eine Strömung hin.
  • Trübes, sandiges Wasser, das nach außen zieht, deutet auf die Strömung hin.

Wie verhält man sich richtig?

  1. Erkennen und meiden: Badet nur an Stränden, an denen das Baden erlaubt ist und Rettungsschwimmer im Einsatz sind.
  2. Nicht gegen die Strömung ankämpfen: Wenn ihr in eine Rip-Strömung geratet, bleibt ruhig und schwimmt parallel zum Ufer, um aus der Strömung zu entkommen.
  3. Kinder schützen: Lasst Kinder bei hohem Wellengang nicht in der Brandung spielen.
  4. Achtet auf Warnflaggen:
    • Rote Flagge: Lebensgefahr – Baden verboten!
    • Gelbe Flagge: Vorsicht – Baden nur für geübte Schwimmer!
  5. Schwimmhilfen nutzen: Kinder, ungeübte Schwimmer oder Nichtschwimmer sollten stets mit Schwimmwesten, Schwimmringen oder Schwimmflügeln ausgestattet sein.

Fazit:

Das Meer Sardiniens ist wunderschön, aber auch mächtig und unberechenbar. Genießt eure Zeit an den Stränden, aber bleibt wachsam und informiert euch über die Gegebenheiten vor Ort. Sicherheit sollte immer an erster Stelle stehen.

Richtiges Verhalten bei Strömungen – Tipps für sicheres Baden 🌊

Solltet ihr doch einmal in eine Strömung geraten, gilt es, Ruhe zu bewahren. Es hat keinen Sinn, gegen die Strömung anzuschwimmen – das kostet nur Kraft und führt schnell zur Erschöpfung. Stattdessen lasst euch von der Strömung mitziehen.

➡️ Was tun?

  • Beobachtet, wann die Strömung nachlässt.
  • Schwimmt dann seitlich (rechts oder links) aus der Strömung heraus.
  • Von dort könnt ihr sicher Richtung Strand zurückschwimmen.

Grundsätzlich gilt:

  • Große Vorsicht bei Wind und Wellengang!
    Besonders an windigen Tagen oder bei hohem Wellengang lauern Gefahren, die auch erfahrene Schwimmer nicht unterschätzen sollten.
  • Kinder immer im Blick haben:
    Lasst eure Kinder bei starkem Wind und hohen Wellen nicht ins Wasser – auch wenn die Versuchung groß ist und die Kleinen quengeln. Sicherheit geht vor!
  • Gesunden Menschenverstand einschalten:
    Auch wenn das Wasser noch so schön glitzert, nehmt euch die Zeit und wartet auf optimale Bedingungen. Lieber auf besseres Wetter warten, um dann sicher und unbeschwert ins Wasser zu gehen.

Weitere Informationen:

Mehr über Strömungen und sicheres Badevergnügen findet ihr auf den informativen Seiten des DLRG. Dort gibt es auch hilfreiche Grafiken, die die Gefahren und Verhaltensweisen anschaulich erklären.

Bleibt achtsam und sicher – und genießt Sardiniens wunderbare Strände! 🌞💦

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